Sicherheit im Internet
Zusammenfassung des Vortrags von Tom Weinert (Kripo München und Cyber-Profi bei www.blackstone432.de) am 21.10.2020 – Online über Zoom, organisiert durch den Elternbeirat des Isgy.
Was macht das Internet mit meinen Daten? – Viel Handlungsbedarf, viel Sorglosigkeit
Das Internet vergisst nie! Ein gepostetes Bild oder ein Beitrag kann im Internet nicht mehr gelöscht werden. Ohne Ausnahme. Mit manchmal bitterer sozialer Konsequenz. Aus der Erfahrung von Herr Weinert führt das schlimmstenfalls für Jugendliche bis hin zum Schulwechsel oder Landkreiswechsel.
Wie schnell versenden Jugendliche, aber auch wir Eltern, Bilder in WhatsApp oder Facebook oder sonst wo im Internet. Kinder und Jugendliche machen das oft bedenkenlos. Eltern auch. Mache ich Selfies MIT anderen oder gar unbekannten Dritten im Bild (auch erkennbar im Hintergrund), MUSS ich alle anderen um Erlaubnis fragen, wenn ich das poste! Sonst ist posten ein No-Go. Mach ich das nicht, begehe ich eine Straftat nach §22 Urheberrechtsgesetzt (DSGVO). „Schick mir mal ein Bild im BH“, gar nicht so selten bei Jugendlichen gefragt und – wird tatsächlich auch immer wieder mal gemacht.
Hacking findet jede Sekunde statt! Ach wie süß, ein Katzenbild (Frauen-Öffnungsquote 100%). Wow, tolles Autobild (Männer-Öffnungsquote 100%). Über Bilder und Links können im Hintergrund Trojaner und Würmer installiert werden. Auch auf Handys. Aufpassen, woher und von wem diese Bilder kommen. Nicht sinnfrei surfen und klicken und Anhänge/Bilder öffnen!
Die Webseite Akamei.de gibt Aufschluss über stattfindende Angriffe in Realtime. In Deutschland finden beispielsweise 304.000 Angriffe pro Stunde statt, mit dem Ziel Smartphones zu hacken!
Transparente User! Wenn wir surfen oder uns bei Diensten einloggen, werden wir sofort transparent. Das betrifft aber nicht nur uns. Wir haben Kontaktdaten von Freunden, daraus lassen sich Beziehungen aufbauen, mit wem tausche ich mich wie oft und über was aus!
Selbst Preise werden im Internet durchaus nach verwendetem Smartphone (Android, Apple, etc.) oder PC-Betriebssystem Realtime eruiert. Örtliche Angaben haben dabei großes Gewicht.
Die Financial Times hat es getestet – eine Urlaubsreise Disneyland Paris kostet mit deutscher IP-Adresse 2447,-, mit britischer IP-Adresse 1870,- und aus Frankreich gebucht 1346,-.
Wie leicht machen wir es selbst den Internet-Konzernen uns auszuspionieren? Haben Sie die AGB von Facebook, WhatsApp, Google, Amazon und anderen je gelesen? Aber garantiert bestätigt, sonst können wir das ja nicht nutzen. Desgleichen bei den Cookies – „alle bestätigen“ ist der Regel-Klick.
Kommunikative Internet-Geräte! Schlagwort Smart-Home. Wir steuern immer mehr zuhause via WLAN oder Internet. Das Auto im Winter vorwärmen? Internet! Herr Weinert berichtet von einem Fall in dem ein Kühlschrank mit Internet-Adresse anfing Spam-Emails zu versenden. Kein Witz! Internet-Spionage findet permanent statt und schläft nie. Wer prüft zuhause schon regelmäßig seine Webcams auf Updates? Ungesicherte Webcams lassen zu, dass hunderte Menschen MIT zuschauen´.
Passwörter – die drei häufigsten? „123456“, „12345“ und „Passwort“. Oder ähnlich einfache Kombinationen mit weniger als 10 Zeichen. Das Verwenden von Vornamen, Nachnamen oder Geburtsdaten ist heute einfach zu hacken. Gehackte Email-Adressen mit zugehörigen Passwörtern kann man im Internet finden oder kaufen.
Passwörter von Kindern – Eltern MÜSSEN die Passwörter von Kindern und Jugendlichen wissen! Kinder widersprechen da vehement, aber es ist rechtlich so. Rein vom Schutzgedanken, bei einem relevanten Vorfall werden wir als Eltern von der Polizei nach den Passwörtern gefragt. Ändern Sie Ihre Passwörter auf sichere Passwörter https://www.bsi-fuer-buerger.de/BSIFB/DE/Empfehlungen/Passwoerter
Wir würden unsere jungen Kinder nie ohne Begleitung in den Straßenverkehr schicken; beim Smartphone machen wir das?
Sichere Messanger! WhatsApp ist ein Datensammler. Alles Geschriebene, jedes Bild, jede Sprachnachricht bleibt ewig erhalten. Wird ausgewertet. Wird ausgenutzt.
Ich will ein Smartphone! Heute sind Smartphones bereits an der Grundschule verbreitet. Gefährlich ist es dann, wenn Kinder und Eltern sich mit den Risiken und Funktionsweisen nicht auskennen! Wissen schaffen und vermitteln sind Pflicht aller „Smartphone“-Eltern. Siehe zum Smartphone-Wunsch bitte weiter unten „Erste Hilfe und Ratschläge“.
Cyber-Mobbing. Natürlich ist da sofort auch der strafrechtliche Aspekt zu sehen. Meist sind es Bilder, oft auch Videos auf YouTube. Häufig auch illegale Verwendungen von Schüler- und Lehrernamen oder deren Bildern in anonymen Foren (die bei der Kripo durchaus nicht anonym bleiben!).
Als Ratschlag – gehen Sie erst zu Ihrer Schule, sprechen Sie über den Vorfall mit dem Elternbeirat oder der Schulleitung!
Antivirus. Egal ob Apple, Microsoft oder Android – installieren und prüfen Sie regelmäßig Ihre Sicherheit!
Was kann ich tun? – erste Hilfe und Ratschläge
Mit Kids im Gespräch bleiben. Sehen sie ruhig Klassenchats immer mal wieder an! Generell reinzuschauen in das Onlineleben Ihres Kindes, das ist nicht Kontrolle, sondern es geht um den Schutzgedanken.
Kids und Smartphone: Wenn ihr Kind ein Smarphone will – oder auch bereits hat –, fragen Sie, ob es sich auch mit Smartphone und Internet auskennt. „Klar!“, sagt da jedes Kind. Dann machen Sie den Test.
Erster Test: www.internet-abc.de
Zweiter Test: www.schau-hin.info/medienquiz und überprüfen die Aussage.
Für Kinder – aber auch für Eltern – von Medienpädagogen wärmstens empfohlen. Auf www.schau-hin.info finden Sie auch empfohlene Bildschirmzeiten für Ihre Kinder.
Suchmaschinen für Kinder: www.fragfinn.de oder www.blinde-kuh.de sind Suchmaschinen für die Grundschule. Es lohnt sich dennoch hier einzusteigen! Sprechen Sie mit Ihren Kindern über die Wirkung von Suchanfragen, Cookies und Einstellungen. Ferner natürlich Suchmaschinen wie www.ecosia.org, die zumindest anonymisieren.
Vorbild sein. Wer stundenlang TV sieht kann schlecht seinem Kind erzählen, es muss mehr raus. Wer ständig auf sein Smartphone schaut kann schlecht seinem Kind erzählen, es wäre nicht gut. Wir haben als Eltern eine hohe Wirkung auf unsere Kinder.
Eigene Kenntnisse erweitern: Fördern Sie für sich und Ihr Kind Ihre Internetkompetenz. Schaffen Sie sich „Wissen“ über Internetgefahren bei Kindern. Besuchen Sie um sich ausführlich über alles zu informieren: www.surfen-ohne-risiko.net, www.klicksafe.de. Verwenden und informieren Sie sich über Inkognito-Funktionen auf PC und Handy und informieren Sie sich über den digitalen Alltag auf www.handysektor.de.
Alternativen zu WhatsApp: Ein Anfang wäre – steigen wir mit dem nächsten Gruppenchat auf den Open-Source Messenger SIGNAL um. Dieser Messenger bietet ziemlich gleiche Funktionen wie WhatsApp – gilt aber als sicher! Installieren Sie Signal, kommunizieren Sie mit anderen auf Signal, bitten Sie andere auf Signal umzusteigen. https://signal.org/de
Internet surfen ohne Datenspionage: Es gibt das Open Source – Projekt TOR. Ein non-Profit-Browser, der Sie vollkommen anonym im Internet surfen lässt. Der keinerlei Daten sammelt und offenen Quellcode hat.
Probieren Sie es aus: https://www.torproject.org/
Siri, Alexa und Co: Stellen Sie Siri ab und schalten Sie Alexa aus, wann immer Sie sie nicht brauchen – oder schalten sie sie erst gar nicht an. Die freundlichen Stimmen aus dem Lautsprecher sind Beispiele für permanente Spionage zu Hause. Auch bei diesen beiden „Helfern“ muss einem bewusst sein, dass man seine Privatsphäre zu 100% öffnet.
Geräte mit Internetanschluss: Pürfen Sie alle Geräte mit einer Internet-Schnittstelle regelmäßig auf Updates/Firmware und installieren Sie diese. Smartphones stehen da an allererster Stelle! besuchen Sie regelmäßig Ihren WLAN-Router (mit Firewall!) und sehen sie nach, wer im eigenen Netz surft!
Kostenlos gibt’s nicht im Internet. Zahle ich nicht für Spiele, Apps oder Dienste, dann müssen die Firmen mit meinen Daten Geld verdienen. Dazu gehören gespeicherte Kontakte an erster Stelle. Spiele sind oft genug Datenschleudern oder Spionage-Apps. Jede einzelne Adresse eines Users hat für Facebook einen Wert von etwa 80,- $. Facebook hat über eine Milliarden Nutzer. Das zeigt den Wert der Daten und die Macht des Konzerns.
„Ich selbst bin doch unwichtig für Facebook und Co.?“. Vernachlässigbar? Keinesfalls. Meine Daten beinhalten Kontakte, Bilder, örtliche Bewegungen, Zusammentreffen, Gruppen und vieles mehr. Jedes einzelne Internet-Puzzlestück erweitert den Internet-Konzernen das Gesamtbild. Optimierte unterschwellige Angebote in Amazon als Beispiel.
Arbeiten Sie präventiv mit Ihren Kindern: Vermitteln Sie Kompetenzen – was ist wahr, was stellt man in Frage? Erläutern Sie Gefahren und Rechtliches im Verkehr – Handy während dem Fahrradfahren ist ein No Go. Wenn Sie Ihrem Kind ein Smartphone kaufen, machen Sie es sicher und begleiten Sie Ihre Kinder.
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