In der Diskussion um Corona traten in den letzten beiden Jahren verstärkt antisemitische Klitsches auf. Der Aufgabe, diese Klitsches nicht nur zu verdammen, sondern sie auch zu entlarven, stellten sich die 10 Klässler*innen des Isgys in einem Workshop mit Dr. Florian Gassner, Professor an der University of British Columbia im kanadischen Vancouver: „Wie funktioniert Antisemitismus?- Von den Protokollen der Weisen von Zion bis zur Coronapandemie“ hieß das Thema. Im einleitenden Vortragsteil erläuterte Herr Gassner, dass sich der Erfolg antisemitischer Verschwörungstheorien in einer einfachen Formel begründet: Seit dem 19. Jahrhundert dienen sie dazu, die Zumutungen der Moderne auf trügerisch einfache Weise zu erklären. Hochkomplexe Vorgänge – allem voran die Evolution der modernen Kapitalwirtschaft – werden auf den Kopf gestellt, um einen Schuldigen für die Erschütterung der Gesellschaftsordnung zu finden. So erscheint der Kapitalismus nicht als notwenige Innovation, um die aufgrund medizinischer Fortschritte exponentiell anwachsende Weltbevölkerung mit Gütern des täglichen Bedarfs zu versorgen. Antisemiten präsentieren stattdessen die unglaubliche (aber angenehm simple) Mär einer sozialen Randgruppe, die den Kapitalismus erfand, um den Rest der Welt aus einem landwirtschaftlichen Paradies zu verstoßen. Ähnlich ist man auch mit dem Kommunismus verfahren. Natürlich ließe sich die starke Präsenz jüdischer Mitbürger in kommunistischen Parteien, insbesondere im Russischen Reich, mit ihrer viele Generationen überdauernden Entrechtung erklären. Die Utopie einer klassenlosen Gesellschaft fiel hier auf fruchtbaren Boden. Dem Nationalsozialismus war es jedoch dienlicher, die Vorzeichen umzukehren und das eigene Volk mit dem Schreckensbild des jüdischen Bolschewismus aufzuwiegeln.
Nach einer Pause gab es eine angeregte Gesprächsrunde mit dem Referenten. Dabei wies Gassner immer wieder auf prominente Persönlichkeiten unserer Zeit hin, die es trotz guter Aufklärung schaffen, mit solchen Theorien Hass und Hetze eine Plattform zu bieten.„Solche Zusammenhänge gilt es den jungen Menschen zu vermitteln“, sagt Gassner, „damit sie den Antisemitismus nicht nur ablehnen, sondern ihm auch beherzt und gut informiert entgegentreten können, zum Wohle aller, vor allem aber der heranwachsenden Generationen“.(Jugendsozialarbeit)
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